- Written by: Lehmann Alexander
- April 9, 2025
Begegnungen, die bleiben – Unterwegs mit Fernando in Costa Rica
Anfang April reiste ich von Chicago – meinem temporären Zuhause der letzten zwei Monate – nach Costa Rica. Dieses Mal war es keine reine Freundschaftsreise, sondern verbunden mit einem klaren Ziel: die Arbeit von Fernando Bolaños kennenzulernen und gemeinsam mit unserem Verein konkrete Schritte zur Unterstützung seiner Tätigkeit vor Ort zu planen.
Ich kenne Fernando noch aus der Zeit, als ich selbst in Costa Rica lebte. Umso bewegender war es, ihn nun bei seiner täglichen Arbeit begleiten zu dürfen. Fernando ist an der Schule „Sede Liceo San Miguel“ in einem sozialen Brennpunkt als eine Art „Streetworker“ aktiv. Er bekommt wöchentlich eine festgelegte Unterrichtseinheit, in der er mit den Schülerinnen und Schülern arbeitet – mit einem klaren Fokus auf Werte, Gemeinschaft und Perspektiven. Ich durfte ihn in dieser Zeit begleiten, mit den Jugendlichen ins Gespräch kommen und erleben, wie sehr sie seine authentische Art und Präsenz schätzen.
Besonders eindrücklich war die Situation in der Schulkantine. Fernando hilft dort regelmäßig in der Mittagspause mit. Doch das Essen reicht nicht für alle – was zählt, ist, wer zuerst kommt. Eine traurige Realität, die ich selbst erleben musste. An einem Tag arbeitete ich mit in der Kantine mit.
Fernando ist an der Schule mehr als nur ein Ansprechpartner – sein Büro ist ein vertrauensvoller Ort, an dem Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Eltern jederzeit willkommen sind. Ob es um Sorgen, Fragen oder einfach das Bedürfnis geht, gehört zu werden – bei ihm finden sie Gehör und Unterstützung. Und auch der Kontakt zu ehemaligen Schülern bricht nicht ab. So besuchten wir gemeinsam einen jungen Mann, den ich hier „Miguel“ nennen möchte. Miguel lebt mit seiner Familie in äußerst schwierigen Verhältnissen: ohne Schuhe, mit einem an Krebs erkrankten Bruder, den er gemeinsam mit seiner Mutter pflegt. Der Vater verdient ein wenig Geld, aber es reicht kaum. Miguel musste seine Schulbildung abbrechen – zu groß ist die Verantwortung zu Hause. Als wir die Familie besuchten, konnten wir ihnen zumindest ein Lebensmittelpaket überreichen – ein kleiner Lichtblick in einer dunklen Situation.
Ich erlebte auch, wie Eltern zu Fernando kommen, um ihr Herz auszuschütten. Einer Mutter gab er Geld für den Bus, weil sie kein Auto besitzt und nur so sich fortbewegen kann. Es sind diese kleinen, aber bedeutungsvollen Gesten, die zeigen, wie tief sein Engagement reicht.
Am Ende meiner Besuchswoche fand ein Sporttag an der Schule statt. Ein Tag voller Energie, Motivation und Gemeinschaft. Über den Sport wird den Jugendlichen vermittelt, dass es sich lohnt, für etwas zu kämpfen. Disziplin, Teamgeist und Durchhaltevermögen sind nicht nur sportliche, sondern auch lebenswichtige Fähigkeiten. Der Sporttag ist Teil einer wichtigen Präventionsarbeit – weg von Drogen, hin zu Lebensperspektiven.
Die drei Tage mit Fernando waren intensiv, bewegend und zutiefst inspirierend. Ich habe viele Einblicke gewonnen – und vor allem die Gewissheit: Diese Arbeit verdient jede Unterstützung. Als Verein sind wir bereit, unseren Teil dazu beizutragen.